Thursday, April 9, 2020

Rothenburg ob der Tauber ep.2

TourismusBearbeiten

Rothenburg ist stark touristisch geprägt und als fränkischer Weinort an der Tauber mit der Lage Rothenburger Eich bekannt. Zudem gibt es einen Rebsortenlehrpfad mit über 120 verschiedenen Rebsorten. Die Stadt Rothenburg bildet den südlichsten Punkt des umfangreichen fränkischen Weinlandes. In Rothenburg gibt es neben vielen alteingesessenen Weinschänken auch ein selbstausbauendes Weingut. Der erzeugte Wein wird überwiegend an Touristen verkauft, früher war der Weinbau ein bedeutender Wirtschaftszweig.



Historische AltstadtBearbeiten

Rothenburg ist bekannt für seine gut erhaltene Altstadt aus dem Mittelalter mit vielen verschachtelten Gässchen, Türmen und von Fachwerkhäusern umstandenen kleinen Plätzen. Aus diesem Grund wurde die Stadt zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt; sie gilt im Ausland als Prototyp einer mittelalterlichen deutschen Stadt. Insbesondere Besucher aus Asien machen bei organisierten Reisen durch Europa hier Halt. Die Stadt bietet neben Hotels und Gasthöfen einen nahe gelegenen Campingplatz und zwei Reisemobil-Stellplätze sowie eine Jugendherberge, die in der ehemaligen Rossmühle der Stadt untergebracht ist.

Wegen der gut erhaltenen Altstadt diente Rothenburg als Kulisse für zahlreiche Filmproduktionen (siehe Abschnitt: Rothenburg als Filmkulisse).


FerienstraßenBearbeiten

Die Romantische Straße führt von Würzburg über das Taubertal nach Rothenburg. Von dort führt sie weiter bis nach Füssen. Daneben wird die Romantische Straße in Rothenburg von der in west-östlicher Richtung verlaufenden Burgenstraße gekreuzt.

Rad- und WanderwegeBearbeiten

Rothenburg o. d. T. wird zudem von zahlreichen Radwanderwegen berührt. Der bekannteste davon ist der Taubertalradweg. Dessen Hauptvariante „Liebliches Taubertal – der Klassiker“ beginnt in Rothenburg und führt auf 100 km Länge bis nach Wertheim. Der ergänzende Radweg „Liebliches Taubertal – der Sportive“ führt auf 160 zusätzlichen Kilometern durch das Main- und Taubertal bis nach Rothenburg zurück. Entlang des Radwegs „Liebliches Taubertal – der Klassiker“ besteht ab Bieberehren über den Gaubahn-Radweg eine Verbindung zum Main-Radweg bei Ochsenfurt.

Eine Alternativroute des Main-Tauber-Fränkischen Rad-Achters führt über Rothenburg ob der Tauber.


Der Altmühltalradweg erstreckt sich auf 250 km von Rothenburg ob der Tauber im Nordwesten bis Kelheim an der Mündung der Altmühl in die Donau im Südosten. Der Aischtalradweg verbindet auf 137 Kilometern Länge Rothenburg ob der Tauber mit Bamberg am Main-Radweg. Der Weg verläuft durch das Tal der Aisch.

Der etwa 130 km lange Panoramaweg Taubertal beginnt und der etwa 180 km lange Jakobsweg Main-Taubertal endet in der Stadt.


StraßenverkehrBearbeiten

Rothenburg ob der Tauber liegt an der Autobahn A 7 mit der Anschlussstelle Rothenburg ob der Tauber in geringer Entfernung zur Stadt.

Die Staatsstraße 2419 verläuft parallel zur A 7 von Nord nach Süd als deren Ausweichroute.

EisenbahnverkehrBearbeiten

Die Stadt ist Endpunkt der am 1. November 1873 eröffneten Bahnstrecke von Steinach an der Hauptbahn Würzburg–Ansbach. Es verkehrt hier die Regionalbahnlinie R82 im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg.

Von 1905 bis 1971 wurde die in Rothenburg endende Strecke über Schillingsfürst bis nach Dombühl an der Hauptstrecke Ansbach–Crailsheim befahren.


FlugverkehrBearbeiten

Etwa drei Kilometer nordöstlich der Stadt befindet sich der Verkehrsflugplatz Rothenburg ob der Tauber.

Ansässige UnternehmenBearbeiten

Rothenburg beheimatet ein Werk des großen Hausgeräteherstellers Electrolux (ein ehemaliges AEG-Werk), ein Ersatzteilzentrum des großen Baumaschinenherstellers Yanmar, mittelständische Maschinenbaubetriebe sowie mit der D. Lechner GmbH Europas zweitgrößten Produzenten für Küchenarbeitsplatten. Daneben befinden sich weitere bekannte Unternehmen in der Stadt:


  • RothenburgMuseum (bis 2019 Reichsstadtmuseum) im ehemaligen Dominikanerinnenkloster mit den städtischen Sammlungen, den Sammlungen des Vereins Alt-Rothenburg und der Stiftung Baumann
  • Das Mittelalterliche Kriminalmuseum ist das bedeutendste deutsche Rechtskundemuseum und gibt einen Einblick in das Rechtsgeschehen der letzten 1000 Jahre; Ausstellungsstücke sind Folter- und Hinrichtungsinstrumente, HalsgeigenSchandmasken, Richtschwerter, Richträder, mittelalterliche Gesetzestexte und Anleitungen zu Hexenprozessen
  • Schäfertanzmuseum in der Wolfgangskirche
  • Alt-Rothenburger Handwerkerhaus, das in elf Räumen das Alltagsleben von Handwerkerfamilien in Rothenburg zeigt
  • Historiengewölbe mit Staatsverlies im Rathaus
  • Deutsches Weihnachtsmuseum (privat, Teil der Firma Käthe Wohlfahrt)
  • Puppen- und Spielzeugmuseum (privat, seit 2014 geschlossen)

KirchenBearbeiten

  • St.-Jakobs-Kirche mit Heiligblut-Retabel von Tilman Riemenschneider; ein weiterer Riemenschneideraltar (Heilig-Kreuz-Altar) ist in der Detwanger Kirche
  • Wolfgangskirche am Klingentor (Wehrkirche)
  • Blasiuskapelle im Burggarten, ein im Jahr 1400 zum Sakralbau umfunktioniertes Wohngebäude der ehemaligen Reichsburg; heute eine Gedächtnisstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege
  • Dominikanerinnenkloster (heute RothenburgMuseum)
  • Franziskanerkirche
  • St.-Johannis-Kirche mit Steinmeyer-Orgel

WeitereBearbeiten

  • Stadtmauer mit Wehrgang und Mauertürmen, innere Stadtmauer um 1172, äußere Stadtmauer um 1360–1388
  • Stadttore: Klingentor (Norden), Würzburger- oder Galgentor (Nordosten), Rödertor (Osten), Sieberstor (Südtor), Spitaltor (1556, Süden), Kobolzellertor (Taubertal), Burgtor (Westen), Weißer Turm (1. Stadtmauer, Nordosttor), Markusturm mit Röderbogen (1. Stadtmauer, Osttor)
  • Plönlein („Plänlein“[51] – von lat. planellum: kleine Ebene, Platz), Straßengabelung und ehemaliger Fischstapelplatz mit Fachwerkhäusern und Blick auf Sieberstor und Kobolzellertor
  • Spitalbastei, eine Barbakane mit Abwurfdach erbaut vom Rothenburger Baumeister und Steinmetz Leonhard Weidmann
  • Spitalbereiterhaus, erbaut von Leonhard Weidmann 1591; ehemaliger Amtssitz des Spitalbereiters und der Spitalküche. Der Spitalbereiter war im heutigen Sinne Verwaltungschef und Liegenschaftsmanager des Heilig-Geist-Spitals. Durch romantisierenden Historismus wird das Gebäude irrtümlich auch als Hegereiterhaus bezeichnet. Mit den Hegereitern, die für die Rothenburger Landhege verantwortlich waren, hat es aber nichts zu tun, denn die wohnten in den Orten ihrer Zuständigkeit.
  • Baumeisterhaus, Werk und Wohnhaus des Steinmetzen Leonhard Weidmann
  • Stauferstele im Burggarten in Erinnerung an die im Jahr 1142 vom Staufer-König Konrad III. gegründete Reichsburg, die 1356 vermutlich bei einem Erdbeben beschädigt und danach abgetragen wurde (2010 eingeweiht)[52]
  • Topplerschlösschen im Taubertal
  • Doppelbrücke über die Tauber
  • Wildbad Rothenburg, zwischen 1898 und 1903 von Friedrich Hessing als Kurhotel erbaut; seit 1982 findet es Verwendung als evangelische Tagungsstätte
  • Historisches Rathaus mit Glockenturm; der Rathausturm bietet in 60 Meter Höhe eine Aussichtsplattform,[53] die über 220 Stufen zu erreichen ist
  • Ratstrinkstube (1466) mit Kunstuhr (Figuren von Valentin Oeckler), die von 11 bis 15 und von 20 bis 22 Uhr zu jeder vollen Stunde die legendäre Meistertrunkszene zeigt
  • Altes Brauhaus
  • Alte Schmiede
  • Jüdischer Friedhof
  • Judentanzhaus

  • Das historische Festspiel „Der Meistertrunk“ zu Pfingsten
  • Die Münzer von Rothenburg ob der Tauber
  • Reichsstadttage
  • Taubertal-Festival
  • Weihnachtsmarkt „Reiterlesmarkt“
  • Schäfertanz
  • Kirchenmusik in St.Jakob
  • Toppler-Theater
  • Volksfest mit Krämermarkt
  • Herbstmesse


Mit Rothenburg verbundene Persönlichkeiten



Als Sinnbild einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadt wird der Name Rothenburg gerne auf Städte außerhalb Frankens oder sogar Deutschlands übertragen, deren historische Ortsbilder sich ebenfalls (zumindest im regionalen Vergleich) überdurchschnittlich gut erhalten haben. Als für sich stehende „Schwester Rothenburgs“ gilt das der Stadt Rothenburg nahe, ebenfalls an der Romantischen Straße gelegene Dinkelsbühl. Als Bayerisches Rothenburg wird die oberbayerische Kreisstadt Landsberg am Lech aufgrund ihrer mit Rothenburg ob der Tauber vergleichbar gut erhaltenen, mittelalterlichen Bausubstanz bezeichnet. Beilstein an der Mosel nennt sich Miniatur-Rothenburg. Der seit November 2013 nicht mehr selbständige Ort Hornburg in Niedersachsen wird aufgrund seiner Fachwerkhäuser mitunter als Rothenburg des Nordens bezeichnet, historisch wurde dieser Begriff auch für die mecklenburgische Stadt Neubrandenburg mit ihrer nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer und vier gotischen Stadttoren verwendet. Der kleine Südtiroler Ort Glurns nennt sich gerne Das Rothenburg Südtirols. Dank seines gut erhaltenen Ortskernes mit seinen zahlreichen Fachwerkhäusern wird die im Kreis Steinfurt gelegene Stadt Tecklenburg manchmal als westfälisches Rothenburg apostrophiert. Bis zu ihrer schweren Zerstörung 1945 und dem Verlust der Zugehörigkeit zu Deutschland wurden die Städte Pyritz und Preußisch Holland als pommersches bzw. ostpreußisches Rothenburg bezeichnet. Herborn in Hessen wird auch nassauisches Rothenburg genannt.

Im europäischen Kontext werden die in Frankreich gelegenen Orte Cité von CarcassonneLe Mont-Saint-Michel und Riquewihr (Reichenweier), sowie das tschechische Český Krumlov (Krumau), das kroatische Dubrovnik (Ragusa) und das portugiesische Évora mit Rothenburg ob der Tauber als „Bilderbuchstädte Europas“ verglichen.


In der Altstadt von Rothenburg wurden zahlreiche Filme gedreht, darunter:


Für Harry Potter und die Heiligtümer des Todes: Teil 1 wurden zwei Tage lang Luftaufnahmen von der Stadt angefertigt, jedoch wurden sie im Film nicht verwendet. Eine weitere Szene, in der Grindelwald den Elderstab stiehlt, wurde in Rothenburg gedreht und ist im Film zu sehen. Der Abspann des Films enthält eine Danksagung an die Stadt.



Rothenburg ob der Tauber ep.1

Rothenburg ob der Tauber ist eine mittelfränkische Kleinstadt im Landkreis Ansbach in Bayern, die an der Grenze zu Baden-Württemberg liegt.

Mit der weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Altstadt ist die Große Kreisstadt Rothenburg eine weltbekannte Sehenswürdigkeit mit vielen Baudenkmälern und Kulturgütern. Herausragend an der Altstadt ist, dass sie sehr ursprünglich wirkt, da trotz der Kriegszerstörungen von 1945 und des schlichten, unauffälligen Wiederaufbaus praktisch keine modernistischen Brüche erkennbar sind. Der historische Stadtkern ist von einer begehbaren Stadtbefestigung umgeben und in die weitgehend unverbaute Landschaft des Flusstals der Tauber eingebettet. Es wird seit Jahrzehnten versucht, diese Ursprünglichkeit weitestgehend zu erhalten. Zudem ist Rothenburg für mehrere Museen bekannt, etwa das Kriminalmuseum, das RothenburgMuseum (bis 2019 Reichsstadtmuseum), das Handwerkerhaus und das Weihnachtsmuseum von Käthe Wohlfahrt. Zu den überregional bekannten Veranstaltungen gehören der Meistertrunk (Kulturerbe seit 2016), die Reichsstadttage, der Weihnachtsmarkt und das Taubertal Openair-Festival.



Von 1274 bis 1803 war Rothenburg eine Reichsstadt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Stadt an Bedeutung. Sie blieb zwar das Zentrum eines ausgedehnten Landgebiets und ein kultureller Mittelpunkt, entwickelte sich aber nur allmählich weiter, wodurch das alte Stadtbild überwiegend erhalten blieb. Im 19. Jahrhundert „versteinerte“ die Stadt nicht zuletzt wegen ihrer Grenzlage zu Württemberg. Ansätze zur Industrialisierung waren vorhanden, aber ein Eisenbahnanschluss fehlte bis 1881. Rothenburg galt bereits vor dem Zweiten Weltkrieg als bedeutender Zielort des Tourismus in Deutschland. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden nur die wichtigsten Bauten originalgetreu wiederaufgebaut. Doch durch ein geschicktes, einmaliges Konzept erfüllte der Wiederaufbau der 1950er und 1960er Jahre sowohl die Ansprüche des Denkmalschutzes wie auch des modernen Wohnens. Ein Besucher wird die nach 1945 entstandenen Gebäude erst auf den zweiten Blick erkennen, obwohl sie keineswegs romantisierend-kitschig wirken. Ab 1950 wurde die Stadt zu einem der Höhepunkte an der Romantischen Straße, der ersten Ferienstraße Deutschlands. Bis 1972 war sie kreisfrei und Sitz des gleichnamigen Landkreises. Stadt und Landkreis kamen dann zum Landkreis Ansbach und Rothenburg wurde zur Großen Kreisstadt mit gewissen Selbstverwaltungsrechten erhoben.

Die Grafen von Comburg-Rothenburg errichteten westlich neben dem heutigen Spitalhof auf einem Bergsporn mit dem Namen Essigkrug eine inzwischen abgegangene Burg (die Comburg liegt bei Schwäbisch Hall; die dortigen Grafen waren im 11. und frühen 12. Jahrhundert sehr einflussreich). Die erste Erwähnung eines Grafen von Rothenburg findet im 11. Jahrhundert statt. Ältere Überlieferungen sind sagenhaft und falsch. Graf Heinrich von Rothenburg, das letzte Mitglied dieser im Jahre 1116 ausgestorbenen Adelsfamilie, vermachte die Burg dem von seiner Familie gegründeten Kloster Comburg.

König Konrad III. erwarb 1142 von den Neumünster-Kanonikern in Würzburg die Ortschaft Detwang, zu welcher der nordwestlich der heutigen Stadt gelegene Bergsporn gehörte,[4][5] und errichtete auf der Fläche des heutigen Burggartens die Burg Rothenburg. Für 1150 ist ein Aufenthalt Konrads in Rothenburg nachgewiesen. Neben dieser Burg oberhalb der Tauber entstand eine Stadt, aus deren geographischer Lage sich der Namenszusatz ob der Tauber ableitet. Die Burg wurde möglicherweise durch ein Erdbeben um 1356 zerstört oder zumindest beschädigt. In der historischen Forschung herrscht diesbezüglich keine Einigkeit.

Ende des 12. Jahrhunderts entsteht aus der Siedlung neben der Burg langsam eine Stadt. Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war sie durch einen Befestigungsring geschützt und hatte einen Marktplatz, eine Kirche, ein Dominikanerinnen- und ein Franziskanerkloster. Seit dem 13. Jahrhundert hatte der Deutsche Orden eine Niederlassung, die Kommende Rothenburg.

ReichsstadtBearbeiten

Die Erhebung von Rothenburg zur Reichsstadt erfolgte am 15. Mai 1274 durch König Rudolf von Habsburg. Prominenteste Figur des Mittelalters war Heinrich Toppler (ca. 1340–1408), der – natürlich im Zusammenspiel mit seinen Kollegen aus dem städtischen Patriziat – mit seiner energischen Politik und seinen Landkäufen das Schicksal der Stadt weit über seinen umstrittenen Tod hinaus beeinflusst hat. In den Jahren 1406 und 1408 erfolgten Angriffe durch Neustädter. Im Jahr 1474 logierte der König von Dänemark, Norwegen und Schweden Christian I. eine Woche lang in einem Gasthaus am Markt (heute Ratsstube).


Die jüdische Gemeinde Rothenburgs gehörte zu den damals in den deutschen Städten üblichen, keineswegs zu den ältesten in Deutschland, da Rothenburg eine eher jüngere, höchstens mittelalte Stadt war. Aus ihr ging der Rabbi Meir von Rothenburg (um 1220–1293) hervor. Während des Rintfleisch-Pogroms von 1298 wurde nahezu die ganze Gemeinde, ca. 450 Menschen, ermordet. Bald schon siedelten sich wieder Juden in der Stadt an. Die neu entstandene Gemeinde fiel im Pestjahr 1349 erneut einem Pogrom zum Opfer. Auch danach siedelten sich wieder Juden in Rothenburg an. Im Jahr 1520 erwirkte der Stadtprediger Johannes Teuschlein eine endgültige Vertreibung. Das Vermögen der Gemeinde wurde eingezogen. Die Synagoge auf dem Kapellenplatz wurde umgewandelt in eine Kapelle „zur Reinen Maria“. Erst im 19. Jahrhundert konnten sich abermals Juden in Rothenburg ansiedeln.

Um 1400 entstand am heutigen Brudergäßchen ein kleines Terziarenkloster. Das Kloster bestand bis 1541 und wurde 1579 abgebrochen. Von 1500 bis 1806 lag die Stadt im Fränkischen Reichskreis.

Bereits 1522 gab es einige Anhänger der Reformation in der Bürgerschaft und im Rat. Mit Beendigung des Bauernkriegs 1525 wurde aber wieder der alte Glaube etabliert. Der Rat beschloss 1544, in Rothenburg die Reformation einzuführen und holte Thomas Venatorius als Prediger in die Stadt, der am 23. März 1544 die erste evangelische Predigt in Rothenburg las. Der Deutsche und der Johanniterorden blieben katholisch, ihre Kirchen St. Jakob und St. Johannis mussten sie abgeben. Bürgermeister und Rat zu Rothenburg auf der Tauber unterzeichneten 1579 die lutherische Konkordienformel von 1577.


Der Dreißigjährige Krieg stellte für Rothenburg von Beginn an ein Problem dar. Als evangelische Reichsstadt war sie dem katholischen Kaiser Ferdinand II. zur Treue verpflichtet, auf der anderen Seite sympathisierte sie mit der evangelischen Seite. König Gustav Adolf von Schweden schlug im September 1631 in der Schlacht bei Breitenfeld die kaiserlichen Truppen, drängte weiter nach Süden und besetzte Mitte Oktober Würzburg. Der katholische Feldherr General Graf von Tilly versuchte, in Franken eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. So geriet das militärisch und politisch eigentlich unbedeutende Rothenburg zwischen die Fronten.

Anfang Oktober 1631 befanden sich 800 Mann kaiserliche Truppen in der Stadt. Am 7. Oktober wurde in der Nähe Rothenburgs ein kaiserlicher Truppenverband des Kriegskommissars Alessandro Massoni von schwedischen Truppen vernichtend geschlagen. Am 8. Oktober ergab sich die kaiserliche Besatzung Rothenburgs den schwedischen Truppen ohne Belagerung der Stadt. Teile kaiserlichen Truppen meuterten und schlossen sich den Schweden an, der Rest durfte frei abziehen. Die Schweden besetzten daraufhin Rothenburg. Zwei Wochen später erreichte Tilly mit der Hauptmacht des kaiserlichen Heeres die Gegend. Am 27. Oktober wurde der Rat Rothenburgs von der kaiserlichen Armee aufgefordert Übergabeverhandlungen einzuleiten. Da er sich weigerte, schlossen am 29. Oktober die kaiserlichen Truppen einen Belagerungsring um die Stadt. Die Bürger Rothenburgs bereiteten sich darauf vor, die Stadt zusammen mit der schwedischen Besatzung zu verteidigen; wahrscheinlich bestand die Hoffnung auf Entsatz durch die Schweden von Würzburg aus. Am 30. Oktober begann der Beschuss der Stadt, insbesondere von Norden zwischen Klingen- und Galgentor. Die Verteidiger brachten den Angreifern schwere Verluste zu (etwa 300 Mann), aber als in der Klingentorbastei gelagertes Schwarzpulver eine Explosion verursachte, stellte die schwedische Besatzung den Kampf ein. Die Schweden durften nach kurzer Verhandlung abziehen.

Wahrscheinlich in der Nacht von 30. zum 31. Oktober wurde die Stadt zur Plünderung freigegeben. Der Stadtrat wurde festgehalten und mit dem Tode bedroht. Es gelang ihm aber wohl zu beweisen, dass die Stadt keinen Anteil an der Vernichtung der Truppen des Kriegskommissars Massoni und der Meuterei der ursprünglichen kaiserlichen Besatzung hatte. Wahrscheinlich hatte sich auch die Stadtbevölkerung auf dem Marktplatz versammelt und um Gnade gebeten. Es ist anzunehmen, dass Tilly die Stadt verschonte, da er nicht wollte, dass sich die Geschehnisse von Magdeburg, bei denen seine Truppen wenige Monate zuvor die Bevölkerung massakriert und die Stadt niedergebrannt hatten, wiederholten. Die Bluttat von Magdeburg erklärt aber auch die Angst, die die damaligen Rothenburger beim Nahen der Tillyschen Armee empfunden haben müssen.

Nach einer erst um 1770 erfundenen Geschichte soll der damalige Alt-Bürgermeister Georg Nusch auf Befehl General Tillys 3,25 Liter Wein auf einen Zug geleert und damit die Stadt vor der Zerstörung bewahrt haben. Aus diesem (angeblichen) Anlass findet seit 1881 jährlich das Festspiel Der Meistertrunk statt. Historiker sind sich sicher, dass es einen solchen „Meistertrunk“ nicht gegeben hat. Der Rothenburgische Chronist und Augenzeuge Sebastian Dehner beschrieb die Geschehnisse der Belagerung und Einnahme ohne den „Meistertrunk“.

Die Plünderungen wurden schließlich eingestellt, die Stadt musste eine Strafzahlung leisten und die Einquartierung der kaiserlichen Soldaten erdulden. Für die Bevölkerung bedeutete das weitere Übergriffe der Soldaten, Hunger und eingeschleppte ansteckende Krankheiten. Am 13. Januar 1632 verließen die kaiserlichen Truppen die Stadt.


18. und 19. JahrhundertBearbeiten

Nach dem Dreißigjährigen Krieg versank die Stadt angeblich in eine Art Dornröschenschlaf. Die Entwicklung soll still gestanden haben und die Stadt verlor an Bedeutung. Das kann mit ein Grund sein, warum sich die Stadt und ihre alte Bausubstanz in einem dermaßen gut erhaltenen Zustand befindet. Andererseits war Rothenburg in der 2. Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert eine zwar konservative, aber geistig wie ökonomisch durchaus auf der Höhe der Zeit befindliche Reichsstadt.

Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 ist die Stadt ein Teil des Kurfürstentums Bayern. Auf der Basis des Pariser Vertrags vom 28. Februar 1810 zwischen Frankreich und Bayern, der eine Verständigung über Gebietsarrondierungen zum Gegenstand hatte, kam es zum Grenzvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Königreich Württemberg vom 18. Mai 1810, in dem der Westteil des Stadtgebiets damals an Württemberg verloren ging.

Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde das Königliche Stadtkommissariat Rothenburg gebildet. Zur unmittelbaren Munizipalgemeinde gehörten die Orte Bloshaus, Bronnenmühle, Detwang, Dürrenhof, Fuchsmühle, Gypsmühle, Haltenmühle, Hammerschmiede, Hansrödermühle, Herrenmühle, Hirtenhaus, Hohbach, Kaiserstuhl, Langenmühle, Ludlesmühle, Lukasrödermühle, Obere Walkmühle, Papiermühle, Pulvermühle, Rothe Farb, Sankt Leonhard, Schandhof, Schandtauberthal, Schlößlein, Schmelzmühle, Schwabenmühle, Schwarzenmühle, Siechenmühle, Stegmühle, Steinbach, Steinmühle, Untere Walkmühle, Weißenmühle, Wildbad und Zellergut. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 20,967 km².


1870 besuchte der damals 19-jährige Landschaftsmaler Gustav Schönleber Rothenburg, es folgte 1877 Eugen Bracht der sichtlich beeindruckt war, ab den 1880 folgten weitere Maler insbesondere der Spätromantik, darunter Hans Thoma und Carl Spitzweg. Bald wurde die Stadt auch zu einem Ziel des Fremdenverkehrs. 1884 wurde erstmals außerhalb der Stadtmauer gebaut. Bereits um die Jahrhundertwende wurde Rothenburg dann ein beliebtes Tourismusziel für Engländer und Franzosen. Noch vor dem Ersten Weltkrieg trafen Ausflugsbusse mit gehobener Gesellschaft ein, die im Hotel „Eisenhut“ residierte, das noch existiert.

20. und 21. Jahrhundert

In der Weimarer Republik entwickelten sich Stadt und Wahlbezirk Rothenburg zu einer Hochburg der NSDAP, die 1933 dort 83 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte. Noch im selben Jahr kam es in Rothenburg zu antisemitischen Übergriffen. Im Oktober 1938, kurz vor der Reichspogromnacht, wurden die letzten 17 verbliebenen Juden vom NSDAP-Kreisleiter Steinacker aus der Stadt gewiesen, SA-Leute und Hitlerjungen führten die Vertreibung aus. Am 22. Oktober wurde das Inventar der Synagoge in der Herrngasse 21 geplündert und zerstört. In Rothenburg fand ein „Freudenfest“ anlässlich der „Befreiung von den Juden“ statt.

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden am 31. März 1945 etwa 45 % der Bausubstanz Rothenburgs durch den Angriff einer Staffel der 386. Bombardement Group der US-Luftwaffe beschädigt oder zerstört, 39 Personen kamen dabei ums Leben. Der Bombenangriff galt einem Öllager im oberfränkischen Ebrach, das aber wegen Vernebelung nicht angegriffen werden konnte, so dass Rothenburg – obwohl ohne militärische Bedeutung – als Ersatzziel angegriffen wurde. Die Zerstörung betraf hauptsächlich den neueren Ostteil der Altstadt, so dass die bedeutendsten Baudenkmäler erhalten blieben. Nach dem Krieg wurden die Gebäude originalgetreu wiederaufgebaut bzw. saniert. Die später befragten Piloten sagten aus, sie hätten nicht geahnt, welche Kulturstadt sie bombardierten. Nach Kriegsende beteiligten sich die Amerikaner mit Spenden am Wiederaufbau, wie die Spendertafeln am Wehrgang noch belegen.

Am 17. April 1945 ging der Krieg für die Rothenburger zu Ende, während andernorts noch drei Wochen lang weitergekämpft wurde. Der damalige US-Hochkommissar für DeutschlandJohn McCloy, erklärte 1950 schriftlich, er habe einen auf Rothenburg geplanten Artillerieangriff durch seine Intervention beim zuständigen General Devers verhindert. Dafür bekam er später von der Stadt die Ehrenbürgerwürde verliehen. McCloy kannte Rothenburg nur aus Erzählungen seiner Mutter, die die Stadt vor dem Krieg besucht hatte und von dem mittelalterlichen Ort schwärmte.


Bis ins Jahr 1972 war die Stadt kreisfrei und Sitz des gleichnamigen Landkreises, weshalb sie das eigene Kfz-Kennzeichen ROT führte. Mit der bayerischen Gebietsreform wurden Stadt und Landkreis mit Wirkung zum 1. Januar 1972 dem Landkreis Ansbach zugeordnet. Die Stadt behielt allerdings den Status einer Großen Kreisstadt. Sie ist die kleinste Große Kreisstadt in Bayern. Seit dem 10. Juli 2013 ist das Kennzeichen ROT offiziell auch für Neuzulassungen wieder verfügbar.

EingemeindungenBearbeiten

Am 1. Juli 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Leuzenbronn eingegliedert. Am 1. Mai 1978 kam Bettenfeld hinzu.


BürgermeisterBearbeiten

Seit 1336 gibt es in Rothenburg das Amt des Bürgermeisters. Aufgrund des Status als Große Kreisstadt ist Rothenburg berechtigt, einen Oberbürgermeister zu wählen – auch nach der Auflösung des Landkreises Rothenburg ob der Tauber. Rothenburg ist damit die kleinste deutsche Stadt mit einem Oberbürgermeister. Bei der Wahl 2006 gewann Walter Hartl, der für die parteiunabhängige Gruppierung „Für Rothenburg“ angetreten und im zweiten Wahlgang von der SPD unterstützt worden war. Hartl ist seit dem 2. Mai 2006 im Amt. Er folgte auf den langjährigen Oberbürgermeister Herbert Hachtel (SPD), der sich nicht mehr zur Wahl stellte. Bei der OB-Wahl im März 2012 wurde Hartl (er war der einzige Kandidat) mit 90,2 % der Stimmen wiedergewählt.

Bürgermeister des Inneren- und Äußeren RatsBearbeiten

  • Heinrich Toppler (1340–1408)
  • Peter Northeimer
  • Heinrich Trüb
  • Ehrenfried Kumpf
  • Bonifacius Wernitzer, im Amt von 1525 bis 1546
  • Andreas (Endres) Stellwag (1525–?)
  • Johann Hornburg
  • Michael Reichshöfer (1545–?)
  • Josaphat Stellwag (1558–?)
  • Johann Staudt (1567–1634)
  • Johann Bezold (1582–1634)
  • Georg Nusch (1588–1668)
  • Johann Georg Styrzel (1591–1668)
  • Johann Stellwag (1607)
  • Nicolaus Göttlingk (1608–1679), im Amt von 1655 bis 1679

  • Philipp Seyboth
  • Johann Gottlieb Ebert
  • Christoph Friedrich Albert (1749–1831)
  • Johann Friedrich Christoph Schrag
  • Gustav David Bezold
  • Johann Christoph Raab

Liste der Rechtskundigen BürgermeisterBearbeiten

Liste der OberbürgermeisterBearbeiten

  • 1945–1952: Friedrich HörnerSPD
  • 1952–1964: Erich Lauterbach (1879–1966), parteilos
  • 1964–1976: Alfred Ledertheil, SPD
  • 1976–1988: Oskar Schubart CSU
  • 1988–2006: Herbert Hachtel (* 1941), SPD
  • 2006–2020: Walter Hartl (* 1956), parteilos
  • 2020– : Dr. Markus Naser (* 1981), parteilos, Kandidat der Freien Rothenburger Vereinigung (FRV)

WappenBearbeiten

Blasonierung: „In Silber eine rote Burg, bestehend aus einer beidseitig unten bogig eingeschnittenen Mauer, überragt von zwei roten Zinnentürmen, ein spitzbedachtes rotes Häuschen auf zwei Pfosten einschließend.“

Wappenerklärung und -geschichte: Die Burg aus Mauer und Türmen mit dem Häuschen, der Gerichtslaube, symbolisiert als redendes Wappen den Namen der Stadt Rothenburg. Andere Darstellungen des Wappens besonders im 19. Jahrhundert zeigen eine beidseitig unten abgeschrägte dreizinnige Mauer ohne das Häuschen. Ein ähnliches Wappen verwendet die Stadt Rothenburg auf ihren historischen Hinweistafeln.

Das älteste Siegel stammt aus dem Jahr 1303. Es zeigt die Umschrift S[IGILLUM] CONSILII ET VNIVERSITATIS CIVIVM IN ROTENBVRCH (deutsch: Siegel des Rates und der Gesamtheit der Bürger in Rothenburg). Zwischen den beiden Zinnentürmen steht ein kleines Haus mit Spitzdach auf zwei Säulen bzw. Wänden und offener Front – der so genannten Gerichtslaube – ein möglicher Hinweis auf den Landgerichtssitz. Die zweitürmige Burg entstammt dem Siegel der Rothenburger Burgvögte und Schultheißen von 1227 aus der Familie der Küchenmeister von Nortenberg. Seit 1555 zeigt das Wappen statt der Burg den Reichsadler aus dem Siegel des kaiserlichen Landgerichts mit Brustschild, darin das Stadtwappen mit der Burg. Im 19. Jahrhundert ist die Burg wieder ohne Adler im Wappen, oft ohne Gerichtslaube.


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